Elín erklärt das Wetter in Island

Du fragst dich, wann die beste Reisezeit für Island ist? Wie oft es dort regnet? Wann die Sonne scheint? Und überhaupt: das Wetter? Hier kommen die Antworten. Von Elín Björk Jónasdóttir, Meteorologin beim isländischen Wetteramt Veðurstofa Íslands.

Wetter Island Wetteramt Meteorologin

Hallo Elín. Mal angenommen, ich möchte so einen klassischen Island-Urlaub machen: zwei Wochen mit Inselumrundung auf der Ringstraße. Was ist wettertechnisch die beste Zeit dafür?
Elín: Ich würde sagen: Juli bis September. Da herrscht das beste Reise-Wetter. Juni ist meist noch ziemlich frisch. Dafür hast du da fast keine Dunkelheit, Stichwort Mittsommernacht. Im Hoch- und Spätsommer ist es aber auch noch lange hell. Und die Temperaturen sind angenehm – also, für isländische Verhältnisse. (lacht)

Was heißt das konkret? Wie warm wird es im Sommer?
Elín: Auf der Ringstraße, also an der Küste, sind 15 Grad Lufttemperatur das Höchste der Gefühle. Bei Sonnenschein kann sich das auf der Haut durchaus wärmer anfühlen. Bei Wind und Nässe hingegen sinkt die gefühlte Temperatur rapide. Aber weißt du, nicht ohne Grund sagt man: Wenn dir das isländische Wetter nicht gefällt, warte einfach 15 Minuten.

Wie soll man sich auf Urlauber darauf einstellen?
Elín: 
Du solltest auf alles vorbereitet sein. Auf jedes Wetter. Und das sage ich nicht nur, damit du es angenehm warm und trocken hast. Das Wetter in Island kann gefährlich werden, zum Beispiel für Wanderer, aber auch für Autofahrer. Also auf jeden Fall warme und wasserdichte Bekleidung einpacken – für einen Schirm ist es oft zu windig. (lacht) Auch wasserdichte Schuhe, eine Mütze und Handschuhe schaden nicht, wenn du deinen Urlaub nicht ausschließlich in den Cafés von Reykjavík verbringen möchtest.

Die aktuelle Prognose für Island


Vier Jahreszeiten an einem Tag

Das heißt, es das Wetter ist wechselhaft?
Elín: Ganz genau. Du kannst ohne Probleme vier Jahreszeiten an nur einem Tag haben. Mit Sonnenschein, Regen und auch mal einem Schneeschauer. Eben war das Wetter noch windstill, plötzlich stürmisch –  jederzeit möglich. Andererseits kannst du auch längere Schlechtwetter-Perioden oder fünf Tage Sonnenschein am Stück haben. Beim Wetter in Island ist wirklich alles drin.

Autofahrer, aufgepasst!

Das mit den Wettergefahren für Autofahrer musst du noch mal erklären.
Elín: 
Regelmäßig werden Autofahrer in Island von der Straße geweht – kein Witz. Nicht ohne Grund gilt hier die Höchstgeschwindigkeit von 90 Stundenkilometern. Eine plötzliche Böe kann dich ins Schleudern bringen, schon liegst du im Graben. Im Winter kommen Eis und Schnee dazu. Regelmäßig befreien die Rettungsmannschaften Autofahrer, die in Schneewehen stecken geblieben sind – bei Dunkelheit, fernab jeder Zivilisation. Deshalb möchte ich dir vor allem einen Rat mit auf den Weg geben: Informiere dich immer gründlich über das bevorstehende Wetter und die aktuellen Straßenverhältnisse.

Wolken Hochland Island

Wolkenspiel über dem Hochland

Woher bekomme ich eine verlässliche Wettervorhersage?
Elín: Auf vedur.is erhältst du die regelmäßig aktualisierte Wettervorhersage auch in englischer Sprache. Wichtig ist dabei, dass du dir nicht nur die Wetterkarten anschaust, sondern auch die Texte durchliest. Denn da schreiben wir Wetterexperten alles rein, was du wissen solltest. Die Seite liefert – ebenso wie unsere App – auch ortsbezogene Wetterwarnungen, vor allem vor aufziehenden Stürmen. Eine wichtige Quelle für Wettertipps sind immer auch die Einheimischen. Wenn du dir also nicht sicher bist, ob du bei Windgeschwindigkeiten von über 20 Metern pro Sekunde zum Geysir fahren solltest, dann frag jemanden in deiner Unterkunft oder an einer Tankstelle. Die Locals meinen es gut mit mir. Schlag deshalb niemals eine ihrer Warnungen in den Wind.

Welche Wettergefahren gibt es außerdem im Sommer?
Elín: Wer im Hochland wandern geht, darf die Wettergefahren nicht unterschätzen. Es gibt sogar Todesfälle, weil sich Wanderer im Nebel verirren oder an Unterkühlung sterben. Gerade die Kombination aus Wind und Regen ist tückisch. Denn abgesehen von ein paar Hütten gibt es im Hochland ja keinerlei Unterschlupf. Auch für Autofahrer können Sandstürme gefährlich werden.

Klimatabelle Reykjavik

Das Jahreswetter in Reykjavík auf einen Blick. Grafik: iten-online.ch

Wetter-Gefahren: Sogar Sandstürme gibt’s

Sandstürme in Island – das überrascht.
Elín: Kommt aber gar nicht so selten vor. Die Vulkanasche liegt vielerorts sehr locker auf dem Boden. Da genügen schon Windgeschwindigkeiten von etwas mehr als zehn Meter pro Sekunde, um die Asche aufzuwirbeln und als Wolken zu bewegen. Dadurch wurde schon so manches Auto unfreiwillig sandgestrahlt – und die einfachen Mietwagen-Versicherungen decken solche Schäden nicht ab. Bei schweren Sandstürmen gehen sogar die Autoscheiben kaputt, und der Wagen füllt sich innerhalb von Minuten mit Sand. Es ist also auch im Sommer Vorsicht geboten, wenn starke Winde vorhergesagt sind – speziell in Regionen mit wenig Vegetation oder entlang von Flüssen: Dort kann der Wind die Sedimente aufwirbeln.

Sandsturm in Island

Sandsturm im Hochland über dem Fluss Skaftá

Das Gute an all diesen Wetter-Unbilden ist dann wohl, dass ich die Sonnencreme zu Hause lassen kann?
Elín: Nein, bitte nicht! (lacht) Gerade im Hochland und auf dem Wasser – wie etwa beim Whale-Watching – kann die Sonneneinstrahlung sehr stark sein. Nicht zu vergessen: Im Frühsommer scheint die Sonne nahezu rund um die Uhr. Außerdem kann ich dir versprechen: Die Chancen auf sonnige Momente oder sogar Tage sind in Island gar nicht so schlecht. Die meisten Touristen sind nach ihrem Urlaub eher positiv überrascht von unserem Wetter.

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