Kaffihús Bryggjan (Isländisch für Pier) heißt dieses Café. Und es liegt in Grindavík, einem der wichtigsten Fischereihäfen Islands. Der Ort ist eher zweckmäßig angelegt. Will man zum Hafen, muss man sich erst durch mehrere Gürtel von Gewerbehallen kämpfen. Im Hafenbecken liegen stattliche Trawler vertaut. Außenrum reiht sich eine schmucklose Fischfabrik an die nächste – bis auf dieses eine gelb bemalte Eckhaus mit den großen Fenstern und den im Wind zappelnden Fähnchen.
Lobstersuppe und Karamell-Torte
Im Erdgeschoss einer Fabrik für Fischernetze eröffneten zwei Brüder im Jahr 2010 das Kaffihús Bryggjan. Als wir an einem stürmischen Tag im Bryggjan vorbeischauen, sind die beiden Besitzer nicht da. Aber hinter der Theke hält – wie so oft – Lilja Björk die Stellung. »Das Bryggjan war ursprünglich Treffpunkt für die örtlichen Fischer und Hafenarbeiter«, erzählt die Café-Frau. Doch der gute Ruf des hausgemachten Essens reicht bald bis in die 50 Kilometer entfernte Hauptstadt Reykjavík. Allen voran die Lobstersuppe und die Karamell-Baiser-Torte. Mit 17 bzw. 8 Euro ist beides nicht gerade billig. Aber die Portionen sind groß. Und Kaffee und Brot gibt’s kostenlos dazu.
Konzerte im Kaffihús
Während der Sturm gegen die Scheiben drückt, deutet Lilja auf eine Schiffsglocke, die über dem Suppentopf hängt. »Sie stammt von einem Schiff, das am 3. April 1926 vor Grindavík gesunken ist.« Man glaubt es ihr sofort bei diesem Wetter. Im Gastraum fallen außerdem einige Musik-Utensilien wie Gitarren und Notenblätter auf. »Hier finden etwa einmal im Monat Konzerte statt«, erzählt Lilja. »Dann ist das Café mit 40, 50 Leuten rappelvoll.« Neben einheimischen Musikanten hätten auch schon Jazz-Musiker aus den USA hier aufgespielt, so Lilja.
Seit zwei, drei Jahren hat sich das Bryggjan auch unter den Touristen herumgesprochen. Viele machen hier Halt auf einer Rundfahrt über die Halbinsel Reykjanes – oder nach einem Besuch in der Blauen Lagune. Wir genießen noch ein wenig die Stille in dem gerade fast menschenleeren Café. Und machen uns wieder auf den Rückweg nach Reykjavík – vorbei an der Blauen Lagune.