Skúli macht die weltbesten Hot Dogs

Schafskopf, Hammelhoden, Gammelhai – so weit zu den Klischees der isländischen Küche. Essen in Island bedeutet aber auch: Kreative Restaurants. Und Fast Food. Ich traf Skúli Þórdarson in Reykjavík. Dort macht der 34-Jährige in nur zehn Sekunden den besten Hot Dog der Welt. Sagt wer? Sagt Bill Clinton.

Essen Skúli Hot-Dog Reykjavík

»Kim nahm einen mit Ketchup.« Das berichtete Skúli im April 2016 auf seiner Facebook-Seite. Ohne Foto, eher so beiläufig. Trotzdem stürzten sich in den nächsten Tagen die isländischen Medien auf ihn. Weil er, Skúli Þórdarson, dem amerikanischen Medienphänomen Kim Kardashian einen Hot Dog verkauft hatte.

Wenn US-Celebrities nach Island kommen, ist das den örtlichen Zeitungen durchaus eine Meldung wert. Erst recht, wenn die Promis am berühmtesten Hot-Dog-Stand der Welt vorbeischauen.

Hot-Dog Reykjavík

Der Hot-Dog-Stand am alten Hafen

Der steht in Reykjavik. Am alten Hafen. Und er steht längst in jedem Island-Reiseführer im Kapitel Essen. »Bæjarins Beztu Pylsur« prangt auf dem roten Verkaufsstand. »Die besten Würste der Stadt«. Mit Pylsa meinen die Isländer aber nicht nur Wurst, sondern ihr National-Fast-Food: Hot Dog.

Seit zehn Jahren verkauft Skúli Hot Dogs bei Bæjarins Beztu. »Es fing an, als ich aus den Westfjorden nach Reykjavík gekommen bin, um hier zu studieren«, erzählt er mir. Skúli hat aber nicht lange studiert. Sondern lieber Musik gemacht. Immer schon. »Popmusik mit Einflüssen von Blues und amerikanischem Folk«, erklärt er seinen Stil. Als Skúli Mennski tritt der 34-Jährige ab und zu in Reykjavík auf, hat auch schon Konzerte in Schweden und Dänemark gegeben. Und er verkauft seine CDs. Aber das reicht nicht zum Leben und zum Essen. Daher der Job am Hot-Dog-Stand.

Schlange stehen von früh bis spät

1937 errichtete ein Mann namens Jón Sveinsson den ersten »Pylsuvagn« (Würstchenwagen). Heute wird die Firma von Jóns Enkelin Guðrún geführt und hat sechs Verkaufsstände in Reykjavík. Vor allem in Einkaufszentren. DEN Kult-Hot-Dog gibt’s aber nach wie vor am Hafen. Von früh (ab 10 Uhr) bis spät (wochenends bis 4.30 Uhr morgens) stehen sie eigentlich immer Schlange. Die Arbeiter und Büroleute. Die Nachtschwärmer. Die Isländer, die jetzt im Ausland leben und bei ihren Heimatbesuchen direkt vom Flughafen zu Bæjarins Beztu fahren. Die Touristen – immer mehr Touristen, die neugierig sind auf isländisches Essen. Und ab und zu ein internationaler Promi wie Kim Kardashian. Oder wie Ella Fitzgerald. Cindy Lauper. Metallica-Frontman James Hetfield.

Der Berühmteste – und der, mit dem sich der Hot-Dog-Familienbetrieb lieber schmückt als mit Kim Kardashian –, der Berühmteste war Bill Clinton. 2004 war das. Einen Hot Dog nur mit Senf hat er genommen. Typisch Ami. »Die Amerikaner nehmen meist nur eine Sorte Zwiebeln – also roh oder geröstet – und nur ein Topping – also Ketchup, Senf oder Remoulade«, erklärt Skúli.

Dabei ist der klassisch isländische Hot Dog doch: »Eina með öllu«. Sprich: Äina mädh (stimmhaftes Ti-äitsch) öttlü. Bedeutet: einer mit allem. Also mit allen fünf Zutaten. »So mögen es auch die Asiaten. Und die Deutschen«, sagt Skúli. »Bei Spaniern und Italienern werden die Zutaten erst gründlich ausdiskutiert. Das kann bei einer Fünfergruppe schon mal etwas länger dauern …«

Eina með öllu – das geht so: Brötchen öffnen, Zwiebeln rein (mit dem Löffel), Ketchup drüber (Löffel), Wurst drauf (Zange), Senf (Löffel) und Remoulade (Tube) drüber. Die Zubereitung dauert in Skúlis Händen genau zehn Sekunden. Was ist das Erfolgsgeheimnis dieses Fast Foods? Warum kürte die britische Zeitung The Guardian diesen Hot Dog aus Reykjavík vor zehn Jahren zum besten von ganz Europa?

Es geht um die Wurst

Die Wurst macht’s. Die ist nämlich nicht aus Schweinefleisch, wie ordinäre Wiener, sondern aus Lamm- und Rindfleisch. Man schmeckt das Lamm. »Würzig« sagt der, der’s mag. »Etwas muffig« sagt der, der’s nicht so mag. Jedenfalls ein starker Kontrast zum süßlichen Senf und der würzigen Remoulade. »Außerdem dämpfen wir unsere Brötchen anstatt sie zu toasten«, ergänzt Skúli. »Dadurch sind sie so schön fluffig.« Das Wichtigste sei aber: immer frisch. »Wir verkaufen bis zu 2000 Hot Dogs pro Tag. Einen nach dem anderen. Da bleibt nichts lange liegen.«

»Wir verkaufen bis zu 2000 Hot Dogs am Tag. Einen nach dem anderen. Da bleibt nichts lange liegen.«

– Skúli

Dazu muss man wissen: Hot Dogs gibt es in Island an jeder Tankstelle. Aber da drehen die Würste halt mal ne halbe Stunde ihre Runden auf der Heizplatte, ehe sie verkauft werden. Und die Zutaten: An Skúlis Stand sind sie wohltemperiert, alle gleich warm. »Woanders bekommst du kalten Senf auf deinen Hot Dog«, sagt Skúli schaudernd.

80 Jahre Essen aus der Hand

Ingo Hot-Dog Reykjavík

Mir schmeckt’s

420 isländische Kronen kostet ein Hot Dog. Umgerechnet 3,50 Euro. »Goðan daginn«, begrüßt Skúli den nächsten Kunden. Wieder reicht die Warteschlange bis ums Eck. Isländer, Chinesen, ein älteres Paar aus Sachsen-Anhalt … Aus dem Laptop im Würstchenwagen dudeln isländische Schlager. 2017 feiert Bæjarins Beztu Pylsur sein 80-jähriges Firmenjubiläum. Der Kult lebt. Street food ist hip, auch in Reykjavík. Und daran hat nun eben auch Kim Kardashian ihren Anteil.

Wie war sie denn so? »Ach«, sagt Skúli. »Sie hat nicht selbst bestellt. Ein Mitglied ihrer Entourage tat das, während sie daneben stand.« Bei Bill Clinton war das anders. Der hielt einen kurzen Chat mit der damaligen Verkäuferin. Und am Schluss soll er gesagt haben: »The best Hot Dogs in the world.«

 NOCH MAL ZUM ABSCHREIBEN
Bæjarins Beztu Pylsur
Tryggvagata, Ecke Posthússtræti
101 Reykjavík
Sonntag bis Donnerstag 10 Uhr bis 1 Uhr
Freitag und Samstag 10 Uhr bis 4.30 Uhr

1 Kommentare

  1. Pingback: Planer: Island-Rundreise auf der Ringstraße - Globetrotter Magazin

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*