Hallo Elín, trotz Nordlichtern und günstigeren Preisen: Viele Leute scheuen davor zurück, im Winter nach Island zu fahren. Vor allem wegen Dunkelheit und Kälte. Wie steht es wirklich darum?
Elín: November bis Januar sind wirklich dunkle Monate. Da wird es am frühen Nachmittag dunkel und am späten Vormittag hell – wobei »hell« eher ein Dämmerlicht ist. Denn die Sonne steht ja so flach über dem Horizont. Unterschätzt werden die Monate Februar bis April. Da geht es nämlich steil bergauf mit dem Tageslicht. Wie bei euch in Deutschland, so ist auch hier in Island um den 20. März herum Tag-Nacht-Gleiche. Das heißt, dann ist es bereits 12 Stunden hell.
Winter in Island – gar nicht so kalt
Die meisten Leute glauben auch, Island sei im Winter bitterkalt. Schließlich liegt die Insel knapp unterhalb des Polarkreises …
Elín: Stimmt. Aber Island wird auch vom warmen Golfstrom gestreift. Dadurch bleibt es vor allem im Süden und Westen Islands im Winter überraschend mild. Hier in Reykjavík etwa haben wir nur selten Dauerfrost. Januar ist der einzige Monat mit einer durchschnittlichen Tageshöchsttemperatur unter dem Gefrierpunkt. Anders sieht es natürlich im zentralen Hochland und in den Gebirgsregionen entlang der Küste aus: Dort liegt in der Regel von Oktober bis Mai Schnee.
Also gibt es DAS Wetter in Island gar nicht, sondern mehrere Wetter?
Elín: Das kann man so sagen. Island ist zwar nicht besonders groß. Es hat aber regional sehr unterschiedliches Wetter. Kommt der Wind von Süden, bringt er der Südküste und dem Westen oft feuchtes Wetter, während es im Norden sonnig ist. Und umgekehrt. Das liegt an den Bergen in der Mitte von Island. An ihnen stauen sich die Wolken – und auf der Lee-Seite klart der Himmel auf.
Wetter-Tipps für Nordlicht-Gucker
Wenn ich im Winter zum Polarlichter-Schauen kommen möchte: Was ist dein Wettertip?
Elín: Du solltest flexibel und mobil sein. Die Nordlicht-Vorhersage auf unserer Website zeigt zum einen die generelle Aktivität, zum zweiten die voraussichtliche Bewölkung für die nächsten Tage. Somit kannst du an einen Ort fahren, an dem es voraussichtlich klar wird.
Aber du hattest uns doch im ersten Teil des Interviews vor den Tücken des Autofahrens speziell im Winter gewarnt!
Elín: Völlig richtig. Mietwagen sind hier in der Regel mit Spike-Reifen ausgestattet. Trotzdem können eisige Straßen gerade für ungeübte Fahrer tückisch sein. Das zweite große Problem sind Verwehungen, vor allem bei Sturm: Kaum ist der Schneepflug durchgefahren, ist die Straße schon wieder schneebedeckt.
Was sollten Autofahrer im Winter also tun und lassen?
Elín: Gerade im Winter unerlässlich: vor Antritt der Fahrt die Seite vegagerdin.is zu checken. Dort ist auf Karten eingezeichnet, in welchem Zustand die Straßen sind (schneebedeckt, Eisglätte …). Und welche Straßen etwa wegen Schneeverwehungen gesperrt sind. Diese Informationen können sich stündlich ändern – wie das Wetter eben. Und deshalb solltest du vor jeder Fahrt auch unsere Wettervorhersage auf vedur.is anschauen. Wenn dort vor Windgeschwindigkeiten von mehr als 20 Meter pro Sekunde gewarnt wird, fährst du besser nicht aufs Land. Schon gar nicht in Kombination mit Regen oder Schneefall. Wenn du nicht selbst fahren möchtest, sind die öffentlichen Busse vielleicht eine Alternative. Oder gleich eine geführte Nordlicht-Tour, die zu den erfolgsversprechenden Orten fährt.
Autofahrer sollten sich unbedingt vor Antritt der Fahrt über die Straßenverhältnisse informieren. Und zwar auf vegagerdin.is. Ebenso wichtig ist es, das Wetter im Auge zu behalten. Daher unbedingt vor Fahrtbeginn ein Blick auf vedur.is. Im Zweifel: Einheimische fragen!