Nordlichter in Island – das rät der Profi

Island eignet sich sehr gut zum Beobachten und Fotografieren von Nordlichtern. Wer großartige Eindrücke und Fotos davon mitnehmen will, erhöht mit diesen Profi-Tipps seine Chancen.

Nordlicht Island

Aurora borealis – so lautet der wissenschaftliche Name für Nordlichter, also Polarlichter auf der Nordhalbkugel. Sehr gut lässt sich die faszinierende Light-Show in Island beobachten. Das liegt an der geographischen Lage: Islands Koordinaten lauten 63 bis 66 Grad Nord. Und zwischen dem 60 und 70 Breitengrad sind die Polarlichter besonders gut zu sehen.

Aurora VR-Brille

Durch die VR-Goggles kann man Nordlichter im Warmen genießen

Wenn du mehr über das Naturspektakel erfahren möchtest, ist Aurora Reykjavík eine gute Adresse. Dieses Nordlichtzentrum in der Hauptstadt erklärt alles Wissenswerte, von der Physik bis zur Mystik der tanzenden Himmelslichter. Die Wikinger zum Beispiel glaubten, es seien Spiegelungen in den Panzern und Schilden der Walküren. Vor allem aber zeigt das Nordlichtzentrum sensationelle Aufnahmen von Nordlichtern in Island – als 360 Grad-Fotos auf einem interaktiven Touch-Screen oder als halbstündigen Film auf einer sieben Meter breiten Leinwand.

Grétar Aurora Reykjavik Northern Lights Center

Grétar Jónsson, einer der Gründer und Fotografen von »Aurora Reykjavík«

Und seit Neuestem gibt es noch eine ganz besondere Attraktion: die ersten 360-Grad-Nordlichtvideos der Welt, zu sehen mit Virtual-Reality-Goggles. Damit fühlt es sich fast an, als würde man selbst inmitten der isländischen Natur stehen – und genießt den Tanz der Lichter im Warmen und Trockenen.

Einer der Gründer und Fotografen von »Aurora Reykjavík« ist Grétar Jónsson. Hier verrät der 39-Jährige die besten Tipps für Wow!-Fotos und Ahh!-Momente mit Aurora Borealis.
    • Die beste Jahreszeit

      Polarlichter sieht man nur bei Dunkelheit. Von Mai bis August wird es in Island nachts nicht wirklich dunkel. Folglich ist das Winterhalbjahr die richtige Zeit. Allerdings nicht der Hochwinter, wie man meinen könnte. »Im Herbst und Frühjahr stehen das Magnetfeld der Erde und die Sonnenaktivitäten in einem für Nordlichter besonders günstigen Verhältnis zueinander«, erklärt Grétar. »Statistisch sind März und Oktober die besten Monate.«

    • Das passende Wetter

      Schlechtes Wetter, geringe Chancen auf Nordlichter. Denn der Himmel muss klar sein. Aber Wolken sind nicht gleich Wolken, wie Grétar erklärt: »Tief hängende Wolken reißen öfters mal auf. Dann kann ein so genanntes Himmelsfenster aufgehen, durch das man die Nordlichter sieht. Hohe Wolken sind oft sehr dünn, da können die Polarlichter sogar durchscheinen. Am ungünstigsten sind mittelhohe Schichtwolken – da kannst du getrost ins Kino gehen.«

Nordlicht Island Grétar

Grünes Nordlicht über der Blauen Lagune

    • Die häufigste Farbe

      Nordlichter in Island sind zumeist grün. Violette, gelbe oder rötliche Töne sind selten.

    • Die beste Region Islands

      »Theoretisch sind die Chancen im ganzen Land gleich hoch«, sagt Grétar. »Aber im Norden hat man öfter wolkenlosen Himmel als in den anderen Landesteilen. Außerdem gibt es im Norden dank der hohen Berge mehr Mikro-Klimata – gut möglich, dass schon im Nachbartal die Wolkendecke aufreißt.«

    • Die beste Art zu reisen

      Mobilität ist Trumpf. Am besten, man hat ein eigenes Auto. »Dann kann man – je nach Wettervorhersage – auch mal in einen anderen Landesteil wechseln.«

    • Die besten Spots

      Der ideale Ort sollte möglichst wenig Lichtverschmutzung haben. Mitten in Reykjavík zum Beispiel stören die Straßenlaternen und Autoscheinwerfer. Also raus aufs Land! Wer das Himmelsspektakel möglichst für sich genießen möchte, sollte Touristen-Hotspots wie Þingvellir meiden. »Allerdings fahren um Mitternacht die Busse der Nordlichttouren-Veranstalter wieder zurück zu den Hotels. Danach sind auch populäre Spots nicht mehr so voll.«

Nordlicht Island Grétar

Völlig ungerührt vom Nordlicht sucht das Pferd nach frischem Grün

    • Die beste Uhrzeit

      Statistisch gesehen treten Nordlichter zwischen 21 und 2 Uhr am häufigsten auf. »Für Island ist die Stunde zwischen 23 und 0 Uhr am günstigsten, denn dann ist hier magnetische Mitternacht«, erklärt Grétar.

    • Die günstigste Mondphase

      Je heller der Mond, desto stärker überstrahlt er die Nordlichter. Wer also die Aurora nur betrachten möchte, ist rund um Neumond am besten dran. Fotografen finden es aber gerade reizvoll, wenn der Mond die Umgebung auf der Erde beleuchtet (siehe unten).

    • Die ideale Reisedauer

      Wer nur zwei Tage Zwischenstopp in Reykjavík macht, kann bei der Fotojagd nach Aurora leer ausgehen – sei es wegen schlechten Wetters, sei es wegen geringer Aktivität. Wer bei seinem Island-Urlaub unbedingt Nordlichter sehen möchte, sollte in den günstigen Jahreszeiten mindestens eine Woche einplanen – und auch dann gibt es natürlich keine Garantie.

Nordlicht Island Grétar

Nordlichter über winterlicher Fjordlandschaft

  • Die besten Infoquellen

    Grétar empfiehlt die App Aurora Forecast (für iPhone und Android). Die isländische Wetterseite www.vedur.is hat eine Nordlichtvorhersage (auch in englischer Sprache), die Aurora Reykjavik für seine Website nutzt. Außerdem informiert sich Grétar oft auf der finnische Website www.aurora-service.eu.

  • Die günstigsten Prognosen

    Die Nordlicht-Vorhersage von vedur.is hat neun Aktivitätsstufen. »Schon bei Stufe 2 lohnt sich ab und zu ein prüfender Blick nach draußen. Stufe 3 ist gut. Stufe 4 sehr gut. Auf die Stufen 5 bis 7 zu warten, hat wenig Sinn, denn sie treten nur sehr selten ein. 8 und 9 sind sogar schlecht, weil man dann statt schöner Farben nur Grau sieht.

  • Die besten Unterkünfte

    Es gibt Hotels in Island, die sich auf Nordlicht-Gucker spezialisiert haben. Sie haben zum Beispiel Aussichtsräume mit Liegestühlen und großen Glasfronten. Und sie wecken die Gäste, wenn nachts Nordlichter aktiv werden. Edler (und nicht billiger) Tipp: Hotel Rangá.

  • Nordlicht-Touren

    Zahlreiche Veranstalter bieten geführte Nordlicht-Touren an, vom Night-Trip bis zur mehrtägigen Fototour. Grétars Empfehlungen.

Nordlicht Island

Schneebedeckte Landschaft setzt das Nordlicht in Szene

Grétars Tipps für Fotografen

  • Einen Fotospot mit Wasser …

    … wie etwa in Þingvellir oder am Berg Kirkjufell. Bei glattem Wasser, also in windstillen Nächten, sind die Spiegelungen der Aurora die Sahnehaube jedes Fotos.

  • Das Mondlicht nutzen

    Eine interessante Landschaft wie etwa ein Wasserfall oder ein formschöner Berg machen Nordlicht-Fotos erst plastisch und abwechslungsreich. Die (möglichst schneebedeckte) Landschaft sieht man nur bei Mondlicht. »Wenn das Nordlicht nur schwach ausfällt, kann es von einem vollen Mond überstrahlt werden. Fällt es stark aus, macht die beleuchtete Landschaft das Foto perfekt. Bei aller Erfahrung bleibt das richtige Timing also immer auch Glückssache

Nordlicht Island Grétar

Grétar mit seiner deutschen Freundin Katarina

  • Das optimale Equipment

    Eine hochwertige Kamera (DSLR, DSLM) mit möglichst großem (mind. 1 Zoll) Sensor. Lichtstarke Objektive mit Weitwinkel oder Superweitwinkel. Ein sehr stabiles Stativ, das auch bei starkem Wind nicht wackelt. Fernauslöser möglichst mit Kabel – bei Funkfernbedienungen versagt bei Kälte gerne mal die Batterie.

  • Gute Vorbereitung

    Akkus aufladen und vor allem bei Kälte genügend Ersatzakkus mitnehmen. Kameraeinstellungen schon zu Hause üben, damit sie auch in der Dunkelheit und mit klammen Fingern gut von der Hand gehen. Wer beim Justieren der Kamera eine Taschenlampe zu Hilfe nehmen muss: Bitte das rote Licht einer Stirnlampe verwenden, weil es andere Fotografen nicht stört.

  • Handgriffe üben

    Nordlicht-Fotografie ist Übungssache. Bevor überhaupt mal ein gutes Foto entsteht, muss jeder Fotograf mit allen möglichen Kamera-Einstellungen experimentieren. Und selbst Profis kitzeln die Nordlichter dann erst in der Nachbearbeitung heraus – daher wenn möglich im RAW-Format aufnehmen.

Nordlicht Island Grétar

Gimme ten! Grétar und Katarina freuen sich

  • Kamera-Einstellungen

    Die idealen Werte hängen nicht zuletzt von der Lichtempfindlichkeit ab. Bei Aurora Reykjavík gibt es eine Blackbox mit einem realitätsnah hinterleuchteten Nordlicht-Bild. Hier kann man die Einstellungen für seine Kamera testen. Als Ausgangswerte empfiehlt Grétar hier Blende 3,5 oder kleiner, ISO 800 und ungefähr 20 Sekunden Belichtungszeit. Bei automatischem Weißabgleich haben Nordlichter oft einen Gelbstich. Grétar wählt daher meist manuellen Weißabgleich mit 3200 Kelvin oder er korrigiert ihn nachträglich in Photoshop.

  • Manueller Fokus

    Der Autofokus funktioniert bei Nordlicht-Fotografie nur selten. Also bitte manuell scharf stellen. Und zwar entweder auf unendlich und dann den Fokusring ein kleines Stück zurückdrehen. Oder – wenn die Landschaft scharf sein soll – auf einen Punkt auf der Erde fokussieren.

  • Billige Automatik-Kameras …

    … tun sich schwer mit Nordlicht-Fotografie. Eventuell funktioniert es mit dem Nacht-Modus. Auch einige Handys haben eine entsprechende Automatik.

  • Zubehör-Tipps

    Isländischer Wollpullover (Lopapeysa) und winddichte Jacke, zwei Paar Handschuhe (ein dünnes zum Fotografieren sowie Fäustlinge zum Drüberziehen für die Wartezeit), Thermos-Kanne mit Ingwer-Tee, Trockenfisch gegen den kleinen Hunger und: elektrische beheizte Socken – mit voll aufgeladenen Akkus.

AURORA REYKJAVÍK
Adresse Grandagaður, 101 Reykjavík
Web www.aurorareykjavik.is
Öffnungszeiten täglich 9 – 21 Uhr
Eintritt Erwachsene ISK 1600 (ca. 13 €), Rentner/Studenten ISK 1400 (11,50 €), Kinder (ab 6)/Jugendliche ISK 1000 (8,30 €).
Souvenirshop mit Kaffee, Tee und Wasser (im Eintrittspreis enthalten)

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